Angehende Erzieherin: "In jeder Krise steckt auch eine Chance"

20.04.2020

Angehende Erzieherin:

In der vergangenen Woche wurde beschlossen, dass bundesweit die Schulen schrittweise nicht vor dem 4. Mai öffnen – also ist jetzt nach den Osterferien wieder Home-Office für Schüler und Lehrer angesagt. An den allgemeinbildenden Zinzendorfschulen funktioniert es mit dem Online-Unterricht sehr gut. Deutsch, Mathe, Geschichte – zu allem gibt es Videos und Aufgaben, die sich wunderbar alleine lösen lassen. Aber wie sieht es in der Erzieherausbildung aus? An den Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik steht das Miteinander im Mittelpunkt und die praktische Arbeit hat einen großen Stellenwert. Auch hier arbeiten Schüler und Lehrer mit dem Programm „Teams“ in virtuellen Klassen.

In vielen Fächern ist Vorstellungskraft gefragt. Die angehenden Erzieher und Erzieherinnen sowie Jugend- und Heimerzieher und -erzieherinnen müssen konkrete Dinge planen und beschreiben, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen.

Im Fach Psychologie/Soziologie etwa geht es um Aggressionstheorien am Beispiel von Corona. „Die Fragestellung ist, wie Aggressionen entstehen und wie sie vermindert werden können“, erklärt Sr. Jäger. Sie hatte den angehenden Jugend- und Heimerziehern zwei gängige Theorien vorgestellt und ihrer Klasse aufgetragen, nach Bestätigungen oder Widersprüchen dieser Theorien zu suchen. Sie sollen schildern, wie die Ausgangsbeschränkungen Gewalt fördern und wie man dagegenwirken kann. „Eine angenommene Szene aus den Aufgaben ist ein Jugendlicher, der damit droht, eine Corona-Party zu besuchen, wenn er sich nicht mit seinem Kumpel treffen darf. Die Fachschüler sollen beschreiben, wie sie mit so einer Situation umgehen würden.“ Es sei wichtig, mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu bleiben, ihnen immer wieder die Hintergründe zu erklären und Alternativen – wie etwa mit den Freunden zu skypen - aufzuzeigen. „Eltern denken oft, dass es genügt, den Kindern etwas einmal zu erklären, dabei müssen die Informationen oft und in verschiedenen Situationen wiederholt werden. Man muss immer wieder das Gespräch suchen.“

Damit die künftigen Erzieher auch wissen, wie sie auf die Fragen der Kinder sinnvolle Antworten geben können, hat Sr. Feldmann im Fach Naturpädagogik das Corona-Virus thematisiert. Hier geht es darum, zu erklären, was Viren überhaupt sind, wie sie sich vermehren und warumSARS-CoV-2 so gefährlich ist. „Es ist wichtig, fundiertes Basiswissen zu vermitteln“, so die Lehrerin.

Im Wahlfach „Streetart & Co“ von Br. Rist wollte sich eigentlich eine Gruppe wandernd auf die „Suche nach Weisheit“ begeben – stattdessen gestaltet sie ein Spiel zu dem Thema. Die angehenden Erzieher sollen sich Gedanken machen über Fragen wie „Welche Strategien in der Bewältigung einer solch globalen Krise sind notwendig und weise?“, „ Was ist in meinem Leben tatsächlich das Wesentliche und was macht für mich weises Denken, Handeln und Fühlen aus?“ oder „In welche Richtung soll sich unsere Gesellschaft in einer Zeit nach Corona entwickeln?“

Natürlich gibt es neben dem Corona-Virus, anhand dessen viel Unterrichts-Stoff aufgearbeitet werden kann, auch noch andere Themen. Vor Ostern etwa hatten sich die Schülerinnen und Schüler der Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik im Fach Religionspädagogik mit der Gestaltung des Osterfestes in der Kindertagesstätte befasst oder im Fach Kunstpädagogik Osterhasen aus Salzteig gebastelt.

Im Fach Didaktik/Methodik stellte Sr. Ebel ihren Schülern die Aufgabe, ihre Eltern oder Großeltern zu befragen, wie sie in ihrer Jugend die Freizeit verbracht haben. „Das sollen sie dann mit aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zum heutigen Freizeitverhalten vergleichen.“

Alle Lehrerinnen und Lehrer sind in permanentem Kontakt zu ihren Schülern, oft gibt es auch Videokonferenzen in den einzelnen Fächern und Klassen.

Die angehenden Erzieher sind zufrieden: „Wir sind Ihnen allen sehr dankbar für Ihre tolle Unterstützung und wir hoffen, dass wir das alles gut überstehen“, schrieb eine Schülerin von Sr.Ebel. Ihre Mitschülerin Joanne sieht die Chancen, die diese Zeit birgt: "Ich denke, dass die aktuelle Lage uns als Individuum wie auch als Gesellschaft viel Positives lehren kann. Es entsteht eine für uns ganz neue Art des Lernens beziehungsweise Arbeitens, welche einige Vorteile hervorbringen kann. Jede und jeder Einzelne kann seinen Tagesablauf nun weitestgehend individuell und nach eigenen Bedürfnissen gestalten. Dieser Rahmen des selbstständigen Lernens und Arbeitens bietet einem viele Freiräume." Themen seien nun nicht mehr an einen bestimmten Zeitrahmen gebunden und könnten individueller behandelt und vertieft werden. Auch die Nutzung des „Microsoft Teams“ laufe mittlerweile fast problemlos ab. "Ich denke, dass jeder für sich etwas Positives aus dieser Zeit ziehen kann und sollte, denn in jeder Krise steckt auch eine Chance."


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