Before I die – Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod

30.10.2017

Before I die – Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod

Was will ich vor meinem Tod erreichen, sehen, bewirken oder erleben? Die Formulierung dieser Wünsche und Ziele ist eine Reduktion auf das Wesentliche, denn für die Ergänzung des Satzes „Bevor ich sterbe“ steht gerade mal eine Zeile zur Verfügung. Eine Woche lang hatten die Hospizbewegung ambulant Schwarzwald-Baar e.V. und die Zinzendorfschulen Tafeln nach dem Vorbild der US-amerikanischen Künstlerin Candy Chang auf dem Zinzendorfplatz aufgestellt. Sie hatte die Aktion "Before I die" nach dem Tod eines geliebten Menschen in New Orleans gestartet, mittlerweile haben sich die Tafeln zu einem globalen Kunstprojekt im öffentlichen Raum entwickelt: Mehr als 2000 Tafeln waren oder sind in weltweit 70 Ländern aufgestellt – und in der Woche vor den Herbstferien auch in Königsfeld. „Der Tod gehört zum Leben, das wollen wir ins Bewusstsein holen“, sagt Annette Wirtz von der Hospizbewegung.
Zehn Klassen waren im Unterricht zu den Tafeln gegangen, die Schülerinnen und Schüler verschiedenster Schularten und Altersstufen haben ihre eigenen Wünsche formuliert oder Passanten angesprochen und sie eingeladen, sich zu beteiligen.
Während sich einige weite Reisen, etwa in die Karibik oder in die Rocky Mountains erträumen, sich andere konkrete Berufswünsche erfüllen möchten, haben viele das Bedürfnis nach Familie, Glück und der Gewissheit, die Welt ein Stückchen verbessert zu haben.
„Der Tod wurde in der Vergangenheit immer stark tabuisiert“, sagt Knud Eike Buchmann, Vorsitzender der Hospizbewegung, der die Ausstellung mehrfach besuchte, den Austausch mit den Jugendlichen suchte und auch zur Abschlussveranstaltung kam. „Aber die Gesellschaft öffnet sich und auch junge Menschen interessieren sich dafür. Das Thema ist in der Bevölkerung angekommen.“ Das sei wichtig, denn das Sterben sei eines der existenziellen Themen der Menschheit, auch und gerade, weil es oft außerhalb des Familienverbundes geschieht. „Die Menschen sterben heute zunehmend außerhalb der Familie. Damit sie dabei nicht alleine sind, gibt es die Hospizbewegung, was wir tun, ist praktizierte Nächstenliebe.“
Die meisten der Schülerinnen und Schüler hätten sich sehr ernsthaft mit dem Thema befasst, resümierte Schulpfarrer Br. Fischer, der die Aktion seitens der Zinzendorfschulen betreut hatte,  „und es sind mehrfach Tränen geflossen.“
Einige der Schülerinnen und Schüler haben schon  im eigenen Umfeld Erfahrungen mit dem Tod machen müssen. „Das ist keine Frage des Alters, jeder muss sich mit dem Sterben auseinandersetzen“, waren sich die meisten einig, aber es gab auch andere Stimmen: „Ich will eigentlich gar nicht daran denken, sondern mein Leben unbeschwert genießen.“

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