Provokateure im Publikum: Schüler gestalten Jan-Hus-Gedenkfeier

06.07.2015

Provokateure im Publikum: Schüler gestalten Jan-Hus-Gedenkfeier

An den vielseitigen Feierlichkeiten zum 600. Todestag von Jan Hus haben sich auch die Zinzendorfschulen mit dem Ergebnis monatelanger Arbeit in verschiedenen Fächern beteiligt. Es haben sich nicht nur im Religionsunterricht Schülerinnen und Schüler mit dem böhmischen Reformator, der beim Konstanzer Konzil als Ketzer verbrannt wurde, auseinandergesetzt und zeigen derzeit die Ergebnisse ihrer Arbeit auf Stellwänden.


Eingerahmt von Klängen der Jazz-Band zeigten Schülerinnen und Schüler des Literatur- und Theaterkurses am Montag auf dem Schulhof vor dem nach dem Prager Theologen benannten Schulgebäude ein kleines Stück, in dem sie sich mit seinen Gedanken auseinandersetzten. Was bedeuten diese heute?


An einem Baum fesselten sie eine schwarzgewandete Gestalt in Ketten, kostümierte Darsteller des Adels und andere Besucher des in Kerkerhaft sitzenden Märtyrers umrissen in gestelzten Dialogen historisch gesicherte Fakten, bis sie von verschiedenen Seiten des Schulhofs ausgebuht wurden. "Langweilig!" riefen die Provokateure, "Wozu das alles?" und pfiffen despektierlich. So mache Lehrkraft machte sich schon auf den Weg, um einzuschreiten, als klar wurde, dass diese Zwischenrufe zum Stück gehörten.


Die Schauspieler streiften ihre Kostüme ab, "Wind of Change" von den Scorpions ertönte aus Lautsprechern, ein Transparent mit der Aufschrift "vive la révolution" wurde vom Balkon des Ateliers entrollt - der Bogen ins Hier und Jetzt war geschlagen. Wofür lohnt es sich heute, aufzustehen?


"Revolution? Für was?" hieß es in dem selbst verfassten Stück, das die Gymnasiasten vor allen Klassen des Schulwerks sowie einigen Gästen gezeigt hatten. Man habe alles und sehe kein repressives System, das einen unterdrückt, also gegen was solle man heute noch revoltieren?


"Wir dürfen doch schon alles, weshalb also aufstehen." Das ist das eine. Auf der anderen Seite stehen ellenlange Listen von Missständen und Konsumkritik. "Haben sie die Wasserwerfer in Stuttgart gesehen?", "Haben sie von den verhungernden Kindern gehört?", "Der Staat rettet Banken für Milliarden!"


Die Revolution - eine Lösung? "Du glaubst also nicht an eine Revolution? Ich glaube an eine. Keine Massen, die Steine schmeißen, aber einzelne, die aufstehen, die nicht mehr mitmachen, die sich verweigern...." Lang geht die Diskussion hin und her, bis die Zuschauer mit den Worten "Sag mir, bist du glücklich? Bist du glücklich mit dem allen hier?" wieder auf den Weg geschickt wurden - sicher ein bisschen nachdenklicher als sie gekommen waren.

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