Schreibübungen beim Jugendbuch-Autor

05.12.2014

Schreibübungen beim Jugendbuch-Autor

Sprudelnde Fantasie bewiesen die Sechstklässler verschiedener Schularten der Zinzendorfschulen, als der hessische Jugendbuchautor Uwe Metz mit ihnen Schreibübungen machte.  „Das sind großartige Geschichten“, schwärmte er begeistert, nachdem seine jungen Zuhörer aufbauend auf dem Einstiegssatz („Die Lichter im Haus erloschen, das Haus lag im Finstern.“) mindestens einen zweiten Satz formuliert hatten. Dabei bedienten sich die Schülerinnen und Schüler verschiedener Genres vom Krimi über Fantasy und Gruselgeschichte bis zur Fabel. In einer Geschichte kommt „Jacky, die Mörderpuppe“ und beißt den Bewohnern ein Ohr ab, in einer anderen schleicht sich Dieter Bohlen um die Ecke. „Er hat es auf meine Schwester abgesehen, denn sie hatte ihm bei DSDS gehauen“, fantasierte eine Sechstklässlerin.
„Ihr habe Euch richtig in die Vollen gelegt“, lobte Metz, der zuvor sehr bildhaft aus seinen eigenen Werken gelesen hatte. Die Figuren erwachten regelrecht zum Leben, als er eine Passage aus seiner Trilogie „Die verborgene Gesellschaft“ vortrug, in der es unter anderem um magisch begabte Menschen, einen verschwundenen Forscher, sehr schräge Geheimagenten und einen schottischen Whisky-Liebhaber geht. „Seine Bücher sprudeln nur so von Ideen“, meinte der Deutschlehrer Br. Färber, der die Lesung dank der Vermittlung einer Altschülerin organisiert hatte, „daraus machen andere zwei Bücher.“
Die Schüler durften aber auch hinter die Kulissen der Schriftstellerei blicken. Uwe Metz erzählte, wie er und seine verstorbenen Schriftstellerkollegen ans Werk gehen. Hubert Fichte etwa pinnte seine Manuskriptseiten an die Wand und betrachtete sie wie ein Maler mit Abstand, Ernest Hemingway ging zum Schreiben gerne in Cafés, andere können nur an ihrem Lieblingsplatz im Garten schreiben. Er selbst schreibt gerne, wenn er mit dem Zug fährt. „Bei mir fließen die Ideen, wenn ich in Bewegung bin.“ Seine handschriftlichen Notizen, die für Außenstehende nicht unbedingt klar zu erkennen sind, müsse er natürlich später am Computer in Reinschrift bringen, da seine Einfälle oft völlig durcheinander sind. „Mit meiner der Sauklaue – und nur damit – gleiche ich Friedrich Schiller.“
Der nächste Schritt ist die Recherche. Um sich seine Figuren vorzustellen, entwickelt er ihnen schon einmal einen Stammbaum und malt ihnen ein Familienwappen, „auch, wenn das im ganzen Buch nicht einmal vorkommt“.  Mit der Technik, sich auf ungewöhnliche Art in seine Figuren hineinzudenken, hat er ein prominentes Vorbild: „Thomas Mann hat für seine Romancharaktere Unterschriften entwickelt“, erklärte der Buchhändler und Autor seinen Zuhörern, bevor sie ihn mit Fragen löcherten: „Wie viel verdienen Sie?“, „Wie lange brauchen Sie für ein Buch?“, „Wie viele Bücher haben Sie verkauft?“ und „Wird es nach dem 3. Band noch eine Fortsetzung geben?“ wollten die Schüler wissen.
Bevor er ein Manuskript abgibt, bearbeitet Uwe Metz es noch einmal. „Dabei achte ich auf Ausdruck, Satzbau, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung“, erklärte er. Wenn er seine Geschichten aufschreibt, seien solche Dinge erst einmal zweitrangig, aber später muss er „mit dem Hobel“ rübergehen.
Den Schülern hat die lebendige Lesung mit Workshop sichtlich Spaß gemacht. Bei den Schreibübungen waren sie mit Begeisterung dabei und viele ließen sich am Ende ein Autogramm geben.

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