Spaichinger Imam zu Besuch

14.05.2018

Spaichinger Imam zu Besuch

Angesichts der kontroversen Diskussion um die Rolle des Islam in unserer Gesellschaft konnten sich die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen des Zinzendorf-Gymnasiums jetzt selbst eine Meinung bilden: Vor ein paar Wochen, als sie die Fatih-Cami-Moschee in Spaichingen besuchten und dabei die muslimischen Rituale kennenlernten und auch jetzt, als der Imam Veli Kaplan gemeinsam mit Akin Eski, der die dortige türkisch-islamische Gemeinde nach außen vertritt, zum Gegenbesuch nach Königsfeld kamen.



Mit diesen Begegnungen, die Schulpfarrer Br. Fischer schon seit Jahren organisiert, setzen die Zinzendorfschulen ganz konkret die Pariser Erklärung des EU-Ministerrats für Bildung um, die unter anderem fordert, dass Jugendlichen gelehrt wird, „…Unterschiede in Meinungen, Überzeugungen, im Glauben und den Lebensweisen zu verstehen und zu akzeptieren…“.



Akin Eski betonte, dass es gerade die religiöse und kulturelle Vielfalt sowie die parallele Existenz von Christen, Juden, Muslimen und Atheisten sei, was Deutschland so attraktiv mache. „Es ist das Grundgesetz, auf das wir uns alle stützen“, sagt er und betonte, dass dieses mit dem Islam sehr gut harmoniere. Die Parallelen zwischen dem Koran und der Verfassung würden schon im ersten Artikel sichtbar: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es dort und im Koran stehe „Ein Menschenleben ist so viel wert wie die gesamte Menschheit.“ Auch die Glaubensfreiheit, die in Artikel 4 des Grundgesetzes garantiert wird, finde sich im Koran wieder: „Euch eure Religion und mir meine Religion“ oder „…schmäht nicht die, welche anderen Götzen glauben…“. Er nannte noch viele weitere Beispiele, wies auch auf Parallelen zur Bibel hin und resümierte: „Wir gehören zusammen wie Brüder und Schwestern.“



In der anschließenden Gesprächsrunde tauchte die Frage auf, was bei denen schief gelaufen sei, die sich dem sogenannten Islamischen Staat angeschlossen haben. Diese Menschen nähmen sich Teile aus dem Koran, die sie für ihre Ideologie brauchen könnten und setzten sie neu zusammen, so Veli Kaplan. „Die Zerstörung von Kulturdenkmälern, die Sklaverei, das Töten von Menschen – all dies ist ein Verstoß gegen den Koran.“



Die Motivation von Eski und dem Imam, die Begegnung mit der evangelischen Privatschule zu suchen, ist ihr Einsatz für den Frieden. „Wenn wir nichts tun, werden andere aktiv“, fürchtet Akin Eski. Br. Fischer, der sich besonders an den Schulen für Toleranz einsetzt, versteht Religionsunterricht nicht missionarisch, sondern erklärend. „Wir zeigen und erklären unseren Schülern verschiedene Religionen, damit sie sie verstehen.“ Aus diesem Grund würden auch die muslimischen Gäste nicht zögern, ihre Kinder auf die christlichen Zinzendorfschulen zu schicken. „Damit hätte ich kein Problem“, meinte der erst seit kurzem in Deutschland lebende Imam, nachdem sein Begleiter ihm die Frage übersetzt hatte.


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