Zinzendorfschulen gestalten Kunstinstallation zum 50-jährigen Jubiläum der Gemeinde Königsfeld
27.06.2025
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Gesamtgemeinde Königsfeld bringen sich die Zinzendorfschulen nicht nur musikalisch mit der Sommerserenade ein – auch der Kunstunterricht trägt einen beeindruckenden Beitrag bei. Seit Mittwoch arbeiten Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen an einer großformatigen Kunstinstallation: einem beinahe maßstabsgetreuen Nachbau des Motorboots „tack så mycket“ auf dem Zinzendorfplatz.
Das Original war ein Geschenk schwedischer Freunde an den Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer. Vor genau 100 Jahren spendeten sie dem Arzt und Theologen ein achteinhalb Meter langes und eineinhalb Meter breites Motorboot, um seine beschwerlichen Reisen zum Urwaldhospital in Lambarene (Gabun) zu erleichtern. Zuvor hatten er, seine Frau Helene sowie 70 Kisten Material – darunter ein Klavier mit Orgelpedal – den letzten Teil der Strecke in wackeligen Einbäumen zurücklegen müssen. Die Dankbarkeit Schweitzers spiegelte sich im Namen des Bootes wider: „tack så mycket“, schwedisch für „Vielen Dank“.
Im Kunstunterricht verschiedener Klassen entstand unter der Leitung von Anna Saurer und Mateusz Budasz zunächst ein Holzgerüst, das ursprünglich mit goldenen Rettungsdecken bespannt werden sollte. Doch während des kreativen Prozesses entschieden sich die Schülerinnen und Schüler um: Aus den schimmernden Folien wurde nicht etwa der Rumpf des Bootes, sondern das umgebende Wasser – eine symbolische Entscheidung, die die Bedeutung des Flüchtlingsboots als Hoffnungsort unterstreicht.
„Schiffe sind ein sehr ambivalentes Symbol“, erklärt Kunstlehrer Mateusz Budasz. „Sie stehen für Freizeit, Reisen, das Gefühl von Freiheit – aber auch für Flucht und die Hoffnung auf ein besseres Leben.“ Diese Vielschichtigkeit sei gerade in Königsfeld von Relevanz, betont Budasz. Denn viele der hier lebenden Jesid*innen gelangten selbst per Schiff nach Europa – auf der Suche nach Sicherheit und einem neuen Zuhause. Die Bootsskulptur, deren Form sich am Motiv eines Papierschiffs orientiert, verbindet lokale Biografien mit weltweiten Themen.
„Diese Installation ist das Ergebnis vieler Einzelprojekte“, ergänzt Kunstlehrerin Anna Saurer. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler setzten sich im Vorfeld inhaltlich und gestalterisch mit den Themen Flucht, Verfolgung und dem Verlust von Heimat auseinander – eine künstlerische Auseinandersetzung, die nun sichtbar in die Öffentlichkeit getragen wird.
Ganz nebenbei haben die Jugendlichen dabei auch handwerkliche Fähigkeiten erlernt: Sie sägten, schraubten, experimentierten mit Materialien – und entdeckten, wie wichtig Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel ist.
Die Installation wird im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten auf dem Zinzendorfplatz zu sehen sein – als sichtbares Zeichen für Engagement, Kreativität und gelebte Auseinandersetzung mit den großen Fragen unserer Zeit.