Lebendiger Geschichtsunterricht: Heinz Klee liest Geschichten aus dem Dorfleben der 1940er Jahre

25.11.2014

Lebendiger Geschichtsunterricht: Heinz Klee liest Geschichten aus dem Dorfleben der 1940er Jahre

Geschichte mal aus einer anderen Perspektive konnten die neunten Klassen des Zinzendorfgymnasiums am vergangenen Freitag erleben. Ein ehemaliger Schulleiter aus dem hessischen Viernheim hat ein Buch über das Leben in Dunningen-Lackendorf in den 1940er Jahren geschrieben und las den Schülern daraus vor.
„Mein Großvater kam aus Lackendorf“, sagt Heinz Klee, „und hat den Bezug zu seiner Heimat nie verloren.“ Als Heinz Klee vor einigen Jahren von seinem Cousin ausHorgen erfuhr, welche Erlebnisse damals mit dem Hüten der Kühe verbunden waren, stand für ihn fest: „Das muss ich aufschreiben.“
In der heutigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass die Kinder damals in die Kuhfladen stiegen, um sich ihre Füße zu wärmen, denn sie hatten keine Schuhe oder dass eine Mutter einen Tag nach der Geburt ihres achten Kindes mit den Worten „Mariele, komm schaffen“, aus dem Wochenbett geholt wird, weil sonst niemand da ist, der hilft.
Heinz Klee sprach mit den älteren Bewohnern von Lackendorf und führte die Erzählungen in verschiedenen Handlungssträngen zu dem Buch „Lust auf Dorf?“ zusammen.  „Es geht vor allem um die Stellung der Frau, die Wahrnehmung der Kinder und die Auswirkungen der Kirche auf die sozialen Strukturen“, sagt Klee über sein Buch, das er möglichst vielen Jugendlichen nahebringen möchte. Deshalb hat er sich im ganzen Land Buchpaten gesucht, die jeweils einen Klassensatz seines Erzählbandes an eine Schule ihrer Wahl spenden. Für die Zinzendorfschulen hat Berthold Weisser vom Gasthof Mohren in Niedereschach/Fischbach die Patenschaft übernommen.
Nachdem er eine Erzählung aus seinem Buch vorgelesen hatte, herrschte betroffenes Schweigen. „Das holt die Geschichte aus der Anonymität heraus“, sagten die Schüler, die sich auf einmal viel besser vorstellen konnten, was es bedeutet, wenn ein Familienmitglied im Krieg vermisst ist und keiner weiß, ob der Sohn, der Bruder oder Onkel noch lebt oder nicht. „Normalerweise hören die Schüler im Geschichtsunterricht Zahlen, die sie sich merken oder auch nicht“, sagt Klee. Wenn sie jedoch die authentische Geschichte einer Familie lesen, die noch dazu ganz in der Nähe geschehen ist, dann werden diese Zahlen auf einmal lebendig.

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